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Die Bedeutung von "Bedeutung"

Die Bedeutung von "Bedeutung"
Wie kann man etwas (Begriff) mit dem gleichen (Begriff) bestimmen? Erscheint das nicht seltsam? Ist das nicht sogar ein (philosophisches) Problem und zwar ein (echtes) Dilemma (und damit etwas interessantes für uns)?

Ein Lösungsvorschlag (von mir) wäre: Man kann etwas beschreiben. Man kann also auch einen Begriff beschreiben. Man beschreibt also (den Begriff) "Bedeutung". Das Ergebnis, also das was dabei entsteht, ist eine Beschreibung (von Bedeutung). Wir erhalten jetzt eine Beschreibung von Bedeutung. Damit sind wir schon aus dem scheinbaren Dilemma raus, denn wir haben keine gleichen Begriffe mehr, die sich aufeinander beziehen (so wie z.B. auch das Sein vom Sein bei Heidegger), sondern verschiedene Begriffe (Beschreibung, Bedeutung).

Ist diese Lösung korrekt? Wie könnte man nun eine Beschreibung von Bedeutung vornehmen?
*****one Frau
13.323 Beiträge
das ist mal ein kompliziertes thema...
be- deutung hat sicher etwas mit "deuten" zu tun und deuten bedeutet die wahrnehmung, analyse und letztlich das finden einer be- deutung.
sage ich mal so.
versuche ich, etwas oder jemandem bedeutung zu geben, dann kann das aus meiner sicht nur sublektiv sein. also ich deute und stelle dann fest: hat bedeutung oder nicht.
unabhängig davon beanspruche ich für mich die deutungshoheit über dinge, die mir so vor die füsse fallen *zwinker*
Ja es mag kompliziert erscheinen, aber wir können es immer überprüfen, was wir sagen; denn das was wir (hier) sagen (zwischen uns) hat eine Bedeutung.

Es gibt "Bedeutung" einmal als Inhalt von Sätzen und Begriffen und einmal als Wichtigkeit (Relevanz) von etwas. Über die Relevanz entscheidet der User, indem er sich (dem Thema) zu- oder abwendet...

Der Inhalt eines Wortes ist der Sinn: Es gibt die "Bank" im Sinne von Parkbank und im Sinne von Geldbank (Synonomie). Der Inhalt wiederum ist eine Vorstellung. Eine Vorstellung ist ein Bild (im Kopf). Ich habe ein Bild von einer Parkbank und einer Geldbank im Kopf. Wenn Du kein solches hättest, ergäbe "Bank" für Dich keinen Sinn. Damit hätte der Begriff auch keine Bedeutung für Dich.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Damit sind wir schon aus dem scheinbaren Dilemma raus...
Ist diese Lösung korrekt? Wie könnte man nun eine Beschreibung von Bedeutung vornehmen?

Das Problem ist nur verschoben und taucht dort neu auf, wo wir versuchen, eine Beschreibung von Beschreibung vorzunehmen.

Solche (Begriffs-)Klassen, die sich selbst enthalten, führen ganz notwendig und buchstäblich "in die Irre," d.h. in widersprüchliche Aussagen.
Ja genau das ist der Punkt. Deshalb will ich (zunächst) auch nicht von Beschreibung einer Beschreibung reden, das würde in der Tat zu schwierig (das vielleicht also später).

Die Quelle für meine obige (wie ich meine) interessante Themenstellung ist übrigens Putnam, H. und 'Die Bedeutung von "Bedeutung"', Klostermann, Frankfurt am Main 1997, 3.Aufl. 2004.
*******use Mann
3.197 Beiträge
Bedeutung bedeutet...
*g* :

Einordnung in eine Werteskala, was eine Bezugsgröße, einen Vergleichsmaßstab erfordert,
der bei der persönlichen Bedeutung sehr subjektiv ist.

Im rein Materiellen ist dies leicht:

1000 Euronen zu gewinnen oder zu verlieren ist bedeutender, als 100.
Hier haben wir mit der Mathematik einen objektiven Maßstab.
Aber im subjektiven Vergelich kann die Bedeutung von Geld sehr unterschiedlich sein,
so daß deren Gewinn oder Verlust in Relation zu anderen Werten grundsätzlich eine
eher große oder kleine Bedeutung haben kann, so daß 100 oder 1000 bedeutungslos
sein können oder umgekehrt.

Begrifflich würde ich also
Bedeutung als Einordnung in eine Werteskala sehen.
Sinn und Bedeutung
Das Wort "Bedeutung" ist tricky, da sich die umgangssprachlichen Konnotationen stark vom Gebrauch in der akademischen Philosophie unterscheiden.
Bei Bedeutungstheorien im strengen Sinne geht es um die Frage, die auch der Themenersteller aufgeworfen hat: wie beziehen sich Wörter auf Gegenstände? Wie kommen Begriffe zu ihrem Inhalt? Woher wissen wir, dass jemand, der nach einem Ding (dem Apfel auf dem Tisch) fragt eben diesen meint? Darauf gibt es höchst unterschiedliche Antworten. Der genannte Putnam bestreitet z.B. in seinem Aufsatz ganz vehement, dass Begriffe nur auf Vorstellungen (oder Repräsentationen) im Kopf verweisen. Wir haben vielmehr im Spracherwerb gelernt, Wörter auf Gegenstände in der Welt zu beziehen. Dabei muss ein kompetenter Sprecher keineswegs eine erschöpfende Definition parat haben; wir alle wissen ungefähr, was mit "Gold" gemeint ist, aber es gibt durchaus Leute die mehr darüber wissen, und die wir heranziehen können, um festzustellen ob wir einen Gegenstand korrekt als "Gold" identifizieren.
Davon zu unterscheiden ist, wie in einigen Beiträgen auch schon anklang, die Weise des Gegebenseins, die Relevanz im jeweiligen Kontext, die subjektive Bewertung dieses Gegenstandes. Diese Dimension eines Wortes wird, nach Frege, zumeist als "Sinn" angesprochen. "Superman" und "Clark Kent" beziehen sich auf ein- und denselben Menschen, aber der Sinn ist offenbar ein völlig unterschiedlicher.
Nach Heidegger übrigens ist dieser Sinn gegenüber der nackten, theoretischen Bedeutung primär: Begriffe sind funktional definiert und werden im jeweiligen Gebrauchskontext erlernt. Ein Flaschenöffner bspw. kann nicht durch eine Auflistung von Eigenschaften definiert werden (Form, Farbe, Material usw. - es gibt ja alle möglichen Varianten), sondern dadurch, dass man damit eben Flaschen öffnen kann.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Putnam ist mir bisher nur dem Namen nach bekannt. Es wäre schön, wenn ihr das eine oder andere Zitat aus dem erwähnten Werk zur Diskussion stellen könntet. Auf der Wiki-Seite zu Putnam entdecke ich viele bekannte Namen, allen voran Noam Chomsky. Diese wiki-Seite merkt an, dass Putnam in späteren Jahren von einem einfachen Funktionalismus wieder Abstand nahm.

Ein Flaschenöffner bspw. kann nicht durch eine Auflistung von Eigenschaften definiert werden..., sondern dadurch, dass man damit eben Flaschen öffnen kann.

In der Hoffnung damit nicht zu sehr off-topic zu werden, darf ich hierzu anekdotisch anmerken, dass ich vor einigen Jahren nach eingehender Beratung durch uncleH auf der Reeperbahn als last-minute-Geburtstagsgeschenk für einen hiesigen Freund ein ganz besonderes Modell eines Flaschenöffners erwarb, welches beim Öffnen einer Flasche mithilfe eines eingebauten Lautsprechers das laute Stöhnen einer Frauenstimme vernehmbar werden ließ.

Welches war nun die eigentliche Funktion dieses Gegenstandes?

Flaschen zu öffnen? Alice Schwarzer zu ärgern? Meinem Freund eine Geburtstags-Freude zu bereiten? Die übrigen Geburtstagsgäste zu belustigen? Oder meinem Freund, den ich trotz seiner teilweise eher prüden protestantischen Moralvorstellungen insgesamt sehr schätze, einen kleinen Pieks in die Eier zu verpassen?
Die Frage nach der Bedeutung ist die Frage nach Werten, nach Beziehungen, und Verstehen.

I Wertefrage:

Was bedeutet die Evolutionstheorie für dich?
Der Wissenschaftler wird sagen: "Viel, sie erklärt wie wir entstanden sind." Ein extrem Konservativer (z.Bsp. aus den USA) wird sagen:" Nichts, weil diese Theorie nicht stimmt. "
Die Bedeutung scheint hier davon abzuhängen wie stark wir der Sache Zustimmung verleihen. Das ist auch bei materiellen Werten so. Würden wir nicht zustimmen das Gold oder ein Iphone wertvoll ist, hätte keines von beiden eine Bedeutung für uns.


II Beziehungsfrage:
Was bedeutet dir Frau XYZ?
Auch hier ist maßgeblich, in welcher Beziehung wir zu Frau XYZ stehen. Das sind hauptsächlich Gefühle von Hass bis Liebe aber auch Trendfragen (Mode z.Bsp.). Also Beziehungen zu Subjekten wie auch Objekten/Lifestyles. Daraus resultierende Rollenverständnisse gehören jedoch in den Bereich "Werte".


III Verstehen, Erkennen, Erkenntnis
"Max ist auf dem Weg in den Keller!"
Was bedeutet der Satz für uns? Eigentlich nichts, zumindestens nichts, was uns zu irgendeiner Aktion animiert. Wenn aber die Erkenntnis dazukommt, das Max ein Junge von 1,5 Jahren ist, und die Kellertreppe selbst für Erwachsene tückisch ist, und im Keller kein Licht ist - dann verändert sich plötzlich alles. Nun wird mindestens eine Person aufschnellen um die Gefahr zu bannen. Diesen Teil könnte man auch unter den Titel "Erfahrung und Wissen" packen.
Ich entdecke hier Antworten mit (tiefer, großer) Bedeutung..., bitte aber um Verständnis dafür, dass für mich jetzt im Augenblick das Badewasser eine größere Bedeutung hat (macht getrost weiter so, ich geselle mich in jedem Fall später zu Euch...!).
@Traeumer8864

Ja, das ist die andere Art von Bedeutung, wie sie später auch @Domsub_18209 anspricht und nicht der von mir gemeinte Inhalt eines Begriffs.

@Dandelyon

Die aufgeworfene Frage ist keine, die uns im Alltag sonderlich beschäftigt (so wie das viele Fragen hier und in der Philosophie auch nicht tun; es sind akademische oder intellektuelle Fragen). Es ist eine wichtige Frage, die innerhalb der Analytischen Philosophie seit Frege diskutiert wird.

Jedem Gegenstand wird, in den verschiedenen Weltsprachen, ein Begriff zugeordnet, der ihn bestimmt (z.B. Venus). Das gelingt aber nicht in jedem Fall (z.B. Venus bedeutet auch einmal die Göttin zudem wurde sie schon von den Sumerer Ninsianna, was wiederum Morgenstern heißt, genannt). Hier hilft nur ein Satz, eindeutiger beim Verständnis zu sein (z.B. „Die Venus hat einen Äquatordurchmesser von 12.000 km“, also kann nur der Planet unseres Sonnensystems gemeint sein). Wenn das nicht weiterbringt, müssen die Sätze davor und / oder danach, also der Kontext, betrachtet werden (z.B. „Ich stand auf dem Berg. Die Venus erschien aus den Wolken.“; hier kann nur der sichtbare Planet gemeint sein; für sich genommen würde das erscheinen aus Wolken auch der göttliche Venus in einer mythischen Geschichte zugesprochen werden können).

Das von Frage angesprochenen und hier diskutierte Problem ist aus meiner Sicht (nur) das der Synonyme. Eine wichtige Frage dabei wäre, ob es zu jedem Begriff ein Synonym gibt. Ich weiß leider kein Beispiel für einen eindeutigen Begriff. Bei meinen Versuch komme ich immer wieder auf andere Worte, die die gleiche Bedeutung haben (wir könnten mit einen Spiel beginnen, bei dem der gewonnen hat, dem es gelingt, einen solchen Vorschlag zu machen...).

Diese Synonyme sind bei Frege also der Sinn. Die Unterscheidung von Semantik (Bedeutung) und Pragmatik (Wirkung, Absicht, Intension) würde dann auch Bedeutung und Sinn bei Frege entsprechen. Ersteres würde wiederum das rationale (logische) Moment und letzteres das emotionale (gefühlte) Moment in Bezug auf einen Gegenstand (Objekt) sein.

Ich behaupte, dass es unter der Bedingung, dass es einen und nur einen Gegenstand gibt, auch einen und nur einen Begriff gibt, den der Begriff ist selbst ja auch wieder Gegenstand (Gegenstände sind nicht nur Körper).

Nei Nummern- und Klassifikationssystemen wird versucht eine solche eineindeutige Beziehung herzustellen. Leider eignen sich diese Nummern dann nicht für den Sprachgebrauch des Menschen, bei Computern, also in Computersprachen, allerdings ist es möglich den Entitäten in der Maschine eineindeutige Begriffe zuzuordnen und sie heißen dort Namen. Nur ist der Mensch eben ein „Gefühlsmensch“ und damit nicht so diszipliniert wie eine Maschine.

Dem Beispiels Heideggers kann ich nicht zustimmen, weil es einen ausschließlichen Sprachgebrauch ohne beigegebene Handlung ausschließt. Das würde auch einer Wahrheitstheorie den Boden entziehen. Hier fehlen bei Heidegger leider die schlagkräftigen Argumente.

@Jincandenza

Deinem Wunsch will ich gern entsprechen . Ich zitiere das wesentliche (in dem genannten Buch von Putnam):

"Mein Vorschlag ist, dass die Normalform-Beschreibung der Bedeutung eines Wortes eine endliche Folge ... sein sollte, deren Komponennten ... folgendes enthalten sollten....: (1) syntaktische Marker... (2) semantische Marker..., (3) eine Beschreibung der weiteren Merkmale des zugehörigen Stereotyps..., (4) eine Beschreibung der
Extension..." (Putnam, S. 94)

Und ich zitiere die letzten Worte von ihm (in diesem genannten Buch ...:):

".Die sprachliche Arbeitsteilung zu verlassen, heißt, die soziale Dimension der Erkenntnis zu vernachlässigen... Die traditionelle Sprachphilosophie ... hat die Welt und die anderen Menschen übergangen; eine bessere Sprachphilosophie und eine bessere Sprachwissenschaft muß beides einbeziehen." (Putnam, S. 98)

Ich hoffe das letztere, kann Dich für ihn einnehmen... Ich möchte bemerken, dass Putnam den Realisten ja sogar Pragmatikern in der Philosophie zugerechnet wird.

@Domsub_18209

Dein Beitrag gefällt mir. Ich würde nur die Werte- und Beziehungsfrage zusammennehmen (I+II), denn wir haben auch bei I immer eine Beziehung; genau aus dieser entspringt der Wert (I: Wert von Gold [in Bezug auf mich] und II: Wert der Beziehung zu Frau XYZ). Wobei ich wie schon gesagt in meiner Themenstellung nur Bedeutung als Inhalt (Semantik) im Auge hatte.
***is Mann
2.127 Beiträge
Klingt teilweise fast, als bewegten wir uns sukzessive Richtung Ferdinand de Saussure, der sagt, dass Bedeutung nichts der Zeichensynthese logisch Vorausgehendes sei, sondern im sozialen Austausch, in der Zeichensynthese erzeugt werde.

Die Dimension der Pragmatik halte ich auch für bedeutsam, die allerdings ebenfalls hauptsächlich im sozialen Austausch eine Rolle spielt.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
die bedeutung........
.....birgt das wort deuten in sich, nun müssen wir fragen wer deutet und wer misst bedeutung zu.

wem bedeutet es was oder auch etwas.

also sollten wir erst einmal klärung finden zwischen dem ego und der allgemeinheit.

das ego könnte aus einer problematik seiner selbst ganz viel bedeutung einer sache beimessen wo die allgemeinheit sagt, menno, blas dich nicht so auf, alter hut.............

also begriffsklärung ist angesagt.

namd
@ignis

Du hast den richtigen Riecher... - de Sassure war Sprachwissenschaftler, lag also eine Ebene "tiefer" als Putnam; der Grad der Allgemeinheit (Abstraktion) war beim ihm niedriger, aber darüber kann man (auch) streiten.


Saussure unterscheidet bei der Sprache drei Aspekte, die er mit drei unterschiedlichen Ausdrücken bezeichnet:
Langage ist dabei die menschliche Sprache an sich, das biologische Vermögen des Menschen zu sprechen;
Langue verweist auf eine Sprache im Sinne einer bestimmten Einzelsprache wie Französisch oder Deutsch, als ein abstraktes System von Regeln, aber auch auf innersprachliche Systeme (Lautsprache – Gebärdensprache);
Parole ist das Sprechen, also der konkrete Akt des Sprachbenutzers, der spezielle Sprachgebrauch

(Quelle: wikipedia)


Die Pragmatik hat tatsächlich das (zweckorientierte) handeln in der Gesellschaft zum Gegenstand; Begründer waren Peirce, James und Dewey (s.a. wikipedia).

@*******alm

"Deuten" ist wie wenn ich meinen Finger als Finger deute und ihn danach benenne. Das ist also ein Akt (Tätigkeit). Bedeutung ist aber einen Nomen (Dingwort) und bezieht sich auf ein abstraktes Ding (Objekt).

(Mein) Finger (engl. finger, frz. doigt, ital. dito) hat eine Bedeutung als Begriff, er ist lang, beweglich und Teil meiner Hand; hat Nägel und kann zum zeigen und fassen verwendet werden. Mama zeigt ihrem kleinen Kind eines Tages auf seinen Finger und sagt "Finger" (oder doigt ...) und dieses Kind wiederholt das einmal, zweimal... immer wieder in seinem Leben. Davon kommt es nie mehr ab. Es hat als Subjekt dem Finger (Objekt) den Begriff ("Finger") zugeordnet (später wird es noch weiter gehen mit dem Finger und er wird in Sätze eingeschoben...).

In seinem Bewußtsein hat es eine Vorstellung von einem Finger. Es vergleicht im Leben Objekte damit und benennt sie dann, wenn es Gelegenheit ist, mit dem richtigen Begriff aus seiner Erinnerung und mit nichts anderem (Irrtum, Fehler, Täuschung) ausgenommen. Wenn es gebraucht wird, redet es in Sätzen über Zusammenhänge des (eines) Fingers und dabei wird im Zusammenhang mit dem Finger in dem Satz (als Nomen) etwas ausgesagt, ein Prädikat z.B. zugeordnet.

Deuten passt im Gebrauch also besser zur Sprechsituation z.B. bei einer Wasserleiche einen Teil davon noch als Finger ausmachen zu können.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Das von Frege angesprochene und hier diskutierte Problem ist aus meiner Sicht (nur) das der Synonyme. Eine wichtige Frage dabei wäre, ob es zu jedem Begriff ein Synonym gibt. Ich weiß leider kein Beispiel für einen eindeutigen Begriff.

Exakte Synonyme wären ja eine Verschwendung von Resourcen, welche in natürlich gewachsenen Systemen selten vorkommt.

Wenn wir versuchen, die Bedeutung von Begriffen mit anderen Begriffen zu definieren, zu beschreiben, zu analysieren, herauszuschälen, ist das ja ein wenig so, wie wenn ein Physiker versucht, Position und Impuls eines Elementarteilchens zu bestimmen, indem er es mit anderen Teilchen (Photonen) beschießt. In der Sprachphilosophie verwenden wir halt Wörter statt Elementarteilchen, aber ein Analogon zur Heisenbergschen Unschärferelation spring ja sofort so deutlich ins Auge, dass mir gar nicht bekannt ist, wer diese Analogie als erster ins Spiel brachte.

Nur gibt es halt keine "Elementarwörter."

Einige erscheinen zwar so, z.B "ist" oder "alle" oder "Geltung" oder die von Putnam im obiigen Zitat genannten "semantischen Marker", jene Wörter also, die das Sprungbrett für die Eindeutigkeit logischer Formalismen bildeten; aber um diese logischen Formalismen zu lehren, müssen die Lehrwerke meist doch wieder eine sehr umfangreiche Einleitung voranschicken, in der sie gezwungen sind, den Leser mit sehr unförmigen Matscheklumpen wie "Aussagesatz", "Wahrheit" oder "Bedeutung" zu beschießen.

Einige dieser Matscheklumpen sind doppeldeutig, also zwei, wie das genannte "Bank." Einige sind wie Sandwolken, andere doch ziemlich kompakt. Eine sprachliche ANALYSE eines Begriffs fördert oft zwei verschiedene Bedeutungen zu Tage, wo vorher nur eine war.

Das Wort "Bedeutung" ist eigentlich recht kompakt und wirkt zunächst recht eindeutig.
Wenn z.B. Träumer schreibt:

Bedeutung bedeutet... Einordnung in eine Werteskala,

dann findet bei mir gerade im Lesen dieses Satzes so ein Analyseprozess statt, denn ich selber habe Bedeutung bisher immer sprachphilosophisch als gerade wertfreie Bedeutung gelesen. Ich merke dann: Ach ja, stimmt, es gibt ja tatsächlich pragmatisch mindestens diese zwei verschiedenen Bedeutungen von Bedeutung: einmal wertfrei, einmal wertend.

Das ist eine Art reflektierte Bedeutungskernspaltung.

Auf diese Weise verändert sich Sprache (und somit auch die Bedeutung von Begriffen wie Bedeutung) permanent. Sowohl individuell in unseren Köpfen (im Lernprozess), als auch im kommunikativen Gebrauch.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
>Bedeutung< ist immer etwas Geistiges. Man muss zwar davon sprechen, daß Wörter zunächst Töne gesprochener Sprachen bedeuten und somit etwas Materielles, doch ist dies nicht, was mit >Bedeutung< gemeint sein soll. Das ist deshalb eine interessante Sache, weil wir damit erkennen können, daß die Schrift gewissermaßen zwischen Sprache und Welt gestellt wurde und daher eine weitere Stufe der Entfremdung oder Abstraktion darstellt.

Die Bedeutung liegt selbstredend nicht in den Tönen der gesprochenen Sprache, sondern in der Welt der Vorstellungen, die ich Welt der Bedeutungen nenne. Es gibt die Welt der Sachlagen, die scharf und eindeutig von jener der Bedeutungen getrennt ist. Wenn also auf einem Display oder einem Papier ein Wort erscheint (z.B. das Wort >Bedeutung< oder >Pollen<), ist das eine Sachlage, die wahrgenommen und gedeutet wird, wobei diese Deutung mit dem Zeichen >Bedeutung< oder >Pollen< nichts mehr zu tun hat. Das wird etwa mit dem hier gewählten Beispiel der Pollen deutlich, denn wenn die Biene in den Stock zurückkehrt und an ihrem Körper Pollen kleben, handelt es sich bei diesen Pollen um Indexzeichen, bei denen es keinen Unterschied zwischen Zeichen und Zeichenbedeutung gibt: Das Zeichen ist die Bedeutung, und daher macht hier die Rede von Zeichen und Zeichenbedeutung keinen Sinn.

Der Mensch hat keine Indexzeichen, denn auch, wenn ich eine Rose geschenkt bekomme, ist diese Rose nicht die Bedeutung. Gerade die geschenkte Rose ist ein Beispiel für eine schier unüberschaubare und unerschöpfliche Bedeutungswelt.

Man kann wissenschaftlich – etwa in der Linguistischen Pragmatik – sein ganzes Leben mit dem Studium der Entstehung von Bedeutung und der Konstruktion von Wirklichkeit durch Sprechhandeln verbringen und wird unausgesetzt und immer auf's Neue feststellen, daß man mit dieser Beschäftigung in zahlreiche weitere Wissenschaften treibt. Dazu zählen u.a. Psychologie, Soziologie, Geschichte und Politik.
Ja, aber die Biene nimmt die Pollen mangels Begriffen eben nicht als Pollen war, sondern nur als bloßen Reiz. Ich halte die Vorstellung, dass Sprache uns von der Welt entfremdet, für falsch. Wer mehr weiß hat kein abstrakteres Verhältnis zur Welt, sondern ist tiefer mit ihr verstrickt, kann mehr in ihr tun usw.

Im Übrigen ist es gar nicht so schlecht dass Begriffe nicht ganz scharf sind. Das zeigen die weiter oben erwähnet Computersemantiken ganz gut. Gerade der Versuch, sie Künstliche Intelligenzen mit eindeutigen Wort-Ding-Zuordnungen auszustatten, hat sie für alltägliche Interaktionen viel zu unflexibel gemacht.
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Wir sind der Welt an sich extrem entfremdet, weil wir über den Gebrauch von Symbolen, also Zeichen , die für etwas stehen, kommunizieren. Mittlerweile leben wir ausschließlich in der Welt der Bedeutungen und haben keinen Zugang zur Welt an sich.
***is Mann
2.127 Beiträge
Ich sehe schon, wir bewegen uns in der Tat mehr und mehr in Richtung Linguistik. Sehr interessant. Auch der Geist De Saussures ist nach wie vor präsent. Ich werfe mal "signifié" und "signifiant" in den Raum. Letzteres findet ja auf einer abstrakten Ebene statt. Das Wort also solches hat aus sich heraus keine Bedeutung, es ist lediglich eine Zeichen-/Lautfolge. Bedeutung bekommt es durch unseren Gebrauch.
Klar sind menschliche Hervorbringungen abhängig vom Menschen *zwinker*
Aber eigentlich geht es ja um das Verhältnis Sprache-Welt, da gibt die Linguistik eigentlich nur im Bereich der Semantik was her, und da hinkt sie philosophischen Bedeutungstheorien historisch und systematisch meistens hinterher...
***is Mann
2.127 Beiträge
Ich habe nach meinen intensiven Auseinandersetzungen mit der Linguistik manchmal das Gefühl gehabt, dass die Grenzen da fließend sind. Aber im Prinzip hast Du natürlich Recht...
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
da gibt die Linguistik eigentlich nur im Bereich der Semantik was her, und da hinkt sie philosophischen Bedeutungstheorien historisch und systematisch meistens hinterher...

Es gibt zwar die Vorstellung von der "linguistischen Wende" in der Philosophie des 20. Jahrhunderts, aber im Gegensatz zu vielen anderen Wissenschaftsdiziplinen ist mir eigentlich nicht bekannt, dass irgendein Linguist hieraus den Anspruch erhoben hätte, die Philosophie sei deshalb überflüssig geworden. Ganz im Gegenteil: man fühlt sich doch eher geehrt, mit dem bescheidenen Reperoire der Semantik-Forschung bei der Weiterentwicklung der Bedeutungstheorien mithelfen zu dürfen.

An welche Systematiken philosophischer Bedeutungstheorien denkst Du hierbei?
@Jinzandenca
>15.8.15
Ja, sie beanspruchen Ressourcen, aber die Verschwendung geht von der Annahme aus, dass sie keinen Zweckerfüllen. Das ist nicht so, denn sie entfalten unterschiedliche Wirkung (Gefühle, Emotionen). Statt sterben, verrecken, krepieren, verenden, eingehen, dahinscheiden, ableben, versterben, einschlafen, entschlummern, aushauchen, hinübergehen, hopsgehen, umkommen, aushauchen usw. bewirkt jeweils etwas anderes beim Hörer. Das ist ihr Zweck und Literaten nutzen diesen und leben davon. Die vielen Worte entstammen dabei dem natürlichen Sprachgebrauch des Menschen. Der Inhalt ist immer gleich: das Sterben. Das Wort "Sterben" hat eine Bedeutung. Welche? Die Antwort kann man mit der Frage in Gang bringen: Was ist sterben? Sie könnte lauten: Sterben ist das verändern (Veränderung) eines lebenden Wesens in ein totes Wesen (ein neues Problem: Was ist tot? Die Antwort hier könnte lauten: Des nicht mehr vorhanden sein von Stoffwechselprozessen in einem Lebewesen; ich weis es nicht genau, denn ich bin kein Biologe). Interessant ist dabei hier nur die Frage finde ich, wie die Art der Antwort aus "Was ist" strukturiert ist, welche Form hat sie?

Im Beispiel wurde der gefragte Begriff zu einem Allgemeinbegriff (Wesen) und einem Tätigkeitswort / Prozessbegriff (verändern) in Beziehung gebracht. Das geschieht mit Elementarworten wie verändern. Das ist ein Verb und hat wie geben oder lesen eine elementare Bedeutung. Dabei leistet "ist" als Hilfsverb und Kopula wenig. "Alle" ist wie "einige" ein Wort, welches dagegen einen (logisch) grundsätzlichen (elementaren) und klar verständlichen Inhalt hat.

Der Selbstbezug der Sprache ist das Problem der Philosophie. Aber auch die Atomphysik haben die Sprache als ihr Problem bei der Deutung ihrer Phänomene erkannt und auf der Kopenhagener Konferenz formuliert.

Ein Lösungsansatz für die Philosophie sind Metasprachen, wozu auch die Elementarsprache gerechnet werden kann. Man muß sie nur definieren und Ähnlichkeit von Begriffen und Wahrscheinlichkeit von Aussagen für ihre Hypothesen zulassen. Mann ist dann immer noch weit von Literatur und Poesie entfernt, was andere Fächer sind.

Zur Elementarsprache gehört das (Wörter, Sätze), auf das wir uns hier verständigen, ohne es in Zweifel zu ziehen.

Diese Lösung bedeutet (...) auch immer wieder Arbeit daran neue Begriffe zu erfassen - es nimmt kein Ende....
**e Mann
2.565 Beiträge
es nimmt kein Ende....

Das wäre auch tödlich, denn nur die lebendige Sprache kann sich den verändernden Lebensbedingungen anpassen.

Ansonsten habe ich kein Problem damit, nach der Bedeutung des Begriffs Bedeutung zu fragen. Auch wenn das Wort zweimal im Satz auftaucht, kann ich gut damit leben. Sehe da auch nichts Paradoxes drin.

Ersetze ich Bedeutung mit Beschreibung, habe ich nichts gewonnen, sondern bin nur einem vermeintlichen Problem aus dem Weg gegangen.

Es wird das gleiche Wort auf zwei verschieden abstrakten Ebenen angewandt. Diese sind deutlich auszumachen, wo ist das Problem?

Eine Bedeutung ist eine Absprache zwischen Menschen, für sich ähnelnde Dinge und/oder solchen, die in der Praxis öfter gebraucht werden, einheitliche Namen zu gebrauchen, die als Hülle der Attribute der Dinge stehen.
Sage ich Apfel, dann ist die Hülle gefüllt mit: süß, Frucht, Herbst, knackig, Adam und Eva und was weiß ich.

Bedeutung ist eine Begriffswolke, eine erste Abstraktion vom einzelnen Apfel zu der Gesamtheit "Apfel".

Die Begriffswolke, unterliegt ständigem Wandel, mal unmerklich, mal unübersehbar.

Die Bedeutung von Bedeutung ist wieder eine Begriffswolke. Hierin taucht aber der Begriff Apfel nicht auf, sondern andere Begriffe wie: Beschreibung, Deutung, zeigen, werten, Wert, Benennen.

Nichts anderes, als eine weitere Assoziationsebene. Das hier das Werten mit in der Wolke hängt, scheint erst einmal eine zweite Auslegung des Wortes zu sein. In Wirklichkeit hat sie den gleichen Ursprung im Akt des Bedeutens. Denn bedeutet wird nur, was uns von praktischem Nutzen ist, was uns etwas wert ist.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Es wird das gleiche Wort auf zwei verschieden abstrakten Ebenen angewandt. Diese sind deutlich auszumachen, wo ist das Problem?

Problematisch wird die Sache meist dann, wenn die Negation ins Spiel kommt, und unklar bleibt, auf welche der beiden Ebenen sich diese Negtion bezieht. Man könnte versuchen, analog zum Epimenides-Paradoxon einen Satz zu konstruieren, der den Begriff Bedeutung und das Verb bedeuten enthält. Auf die Schnelle fällt mir da aber vorläufig nix ein.

"Alle"... ist ein Wort, welches dagegen einen (logisch) grundsätzlichen (elementaren) und klar verständlichen Inhalt hat.

Hier gilt Ähnliches: Es macht in logischen Formalismen einen erheblichen Unterschied, ob die "Weiterverarbeitung" von "Alle" (beispielsweise über die Negation) sich nur auf endliche Mengen oder auch auf (lediglich über vollständige Induktion konstruierte) unendliche Mengen beziehen darf.

Das hier das Werten mit in der Wolke hängt, scheint erst einmal eine zweite Auslegung des Wortes zu sein. In Wirklichkeit hat sie den gleichen Ursprung im Akt des Bedeutens.

Hier müssen wir vorsichtig sein: Wenn die Wort-Wolken viele Ausbuchtungen bekommen, führt die Annahme eines gemeinsamen identischen Ursprungs oder Bedeutungs-Mittelpunkts sehr schnell zu Mißverständnissen. Beim genannten Wort "Bank" würdest Du ja so einen identischen Ursprung auch nicht mehr annehmen wollen.
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