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Ist die Liebe und der Sex nicht mehr zeitgemäß ?

Ist die Liebe und der Sex nicht mehr zeitgemäß ?
In Zeiten von Hedonismus, Tantra-Sex, Polyamoren Beziehungen, Multiorgasmischen Erfahrungen und vielem mehr leben Menschen, die ich ich kenne (auch einige, die ich hier im Joy kennengelernt habe) seit Jahren oder Jahrzehnten ohne Sex, oftmals ohne Körperkontakt und Zärtlichkeiten. Die Lust hat sich still und leise aus langjährigen Partnerschaften verabschiedet oder Leute leben allein und verzichten auf Sex, haben den Wunsch und die Vorstellung ein erfüllendes Sexleben zu genießen, aufgegeben.

Für mich bedeutet Körperkontakt, Zärtlichkeit und Sexualität ein großes Stück Lebensfreude und Ausdruck meines Seins. Ich frage mich, wieso Menschen freiwillig darauf verzichten oder in einer Art Parallelwelt, getrieben von der Suche auf Befriedigung ausleben. Wieso entwickeln sich immer mehr Menschen zu Voyeuren oder Tastenerotikern, die sich letztlich gar nicht mit einem „echten,lebendigen“ Sexualpartner treffen ? Die den Sex nur noch in der Phantasie, bzw. mit Unterstützung von Medien im „Do-it-Yourself“-Verfahren praktizieren ? Oder letztlich in einer exzessiven, Lebens bestimmenden Form leben ?

Ist die Liebe und der Sex nicht mehr zeitgemäß ?
***dd Mann
44 Beiträge
Sehr schwierig, das mit den Tendenzen..
Ich finde es immer sehr schwierig, Tendenzen und Entwicklungen zu sehen und besonders die Ursachen dafür zu finden.

Um Tendenzen und Entwicklungen festzustellen, braucht's eine gleichförmige - oder zumindest vergleichbare - Erfahrung. Sehe ich die Dinge heute genau so wie vor 20 Jahren? Hatte ich damals den gleichen Einblick wie heute? Ist mein heutiges Umfeld, z.B. festgemacht an meinem Alter, vergleichbar mit Leuten, die vor 20 Jahren so alt waren wie ich? Erst wenn's da eine Vergleichbarkeit gibt, kann man gucken, ob es Tendenzen irgendwo hin gibt.

Ursachen für diese Tendenzen sind dann wieder sehr vielseitig und auch meistens beeinflusst von Rahmenbedingung, bspw. technischer Natur. Sex über's Internet setzt natürlich ein Internet und dessen Verbreitung voraus ;). Aber auch auf gesellschaftlich moralischer Eben tut sich immer was...

Ich persönlich glaube, daß nach wie vor alle den echten Körperkontakt und Zärtlichkeit bevorzugen und wertschätzen. Ich kann da keinen freiwilligen Verzicht drauf erkennen. Ich weiß auch nicht, ob "Betrieb" in einer Parallelwelt unbedingt zulasten der Real-Welt geht.

Also meine Antwort auf die Frage: Ja, Liebe und Sex sind zeitgemäß. Sie sind sogar noch vielseitiger geworden. *g*
Tendenzen
Ich tue mir mit "Tendenzen" ebenso schwer wie Bradd, wenn es dazu nicht belastbare Zahlen gibt. Sonst ist es keine Tendenz sondern erst einmal eine Beobachtung einer sehr kleinen Gruppe, die wiederum mit der Erinnerung an eine Beobachtung einer anderen sehr kleinen Gruppe verglichen wird.

Daran ist so ziemlich alles wacklig: die kleine Gruppen, die Beobachtung, die Erinnerung sowieso...

Das ist ähnlich wie die Aussage, dass immer weniger deutsche Frauen Kinder kriegen und das statistische Bundesamt dann veröffentlicht, dass immer noch 80% aller Frauen bis 38 (oder war es 40, verdammte Erinnerung. :-D) mind. ein Kind haben.

An deinen Fragen finde ich einiges problematisch:

"Ist die Liebe und der Sex nicht mehr Zeitgemäß?"

Was ist denn deine Bezugszeit? Jahrhunderte lang war die partnerschaftliche Verbindung dominiert von Standesgrenzen, politischen und gemeinschaftlichen Regeln und nicht der Liebe. Der Sex und die Körperlichkeit hingegen war ganz unterschiedlichen Epochen "ausgesetzt". Mal völlig eingesperrt und tabuisiert, dann wieder befreit und natürlich, doch meist überwölbt von einer kirchlichen, rigiden Moral und der generellen Sündhaftigkeit des Fleisches.

Zu allen Zeiten gab es Männer, die keinen Zugang zu Frauen hatten, weil es ihre gesellschaftliche Stellung nicht erlaubte Familien zu gründen. (Knechte, Taglöhner, Bettler) Eine Familiengründung war aber fast zwingend mit einer längeren Partnerschaft verbunden. Anders herum hatten Männer in den oberen Schichten fast immer Zugang zu mehr als einer Frau (Geliebte, Huren).

Wenn man Reporten wie den Shere Hite Report glauben kann, dann war bis in die späten 70er Jahre des letzten Jahrhunderts eine gelungene Sexualität und Zärtlichkeit vor allem Glückssache. Man könnte sich sogar dazu versteigen und sagen, dass die meisten Frauen wohl keine gelungene Sexualität hatten, da ihre Bedürfnisse oftmals überhaupt kein Thema waren.

Michel Foucault hat die These aufgestellt, dass die Menschen eigentlich immer mit machtvollen Diskursen zu kämpfen haben, die bestimmte Verhaltensweisen goutieren und andere bestrafen. So sei die sexuelle Revolution eigentlich nur eine Ablösung des einen Imperativs "Sei züchtig" von einem anderen "Sei promisk". Feministinnen haben kritisiert, dass die sexuelle Befreiung erst einmal nur die der Männer war, also auf halben Weg feststeckte.
Eva Illouz hat Beobachtungen publiziert, dass bis vor wenigen Jahren allein Männer mit mehreren Sexpartnern "punkten" konnten und damit in der Lage waren soziales Kapital anzusammeln. Jetzt erst fangen (im gesellschaftlich relevanter Anzahl) junge Frauen an ihre Kerben im Bettpfosten offensiv einzubringen und dafür Anerkennung zu erlangen/ zu geben. Es ist aber noch nicht klar, ob sich das durchsetzt, oder andere Strömungen (jungfräulich in die Ehe) obsiegen.

Mir fehlt also ein Zeitrahmen in dem erfüllter Sex und freie Wahl der Liebes- und Lebenspartner überhaupt stattgefunden haben. Meiner Ansicht nach leben wir immer noch zum absoluten Großteil in vollkommen klassischen, monogamen, heterosexuellen Beziehungen. Die drastischen Änderungen haben sich auch nicht in den Wünschen ergeben, wie Jugendstudien ja immer wieder (zur Beruhigung des Bürgertums :-D) herausfinden. Es gab auch früher schon alte Jungfern, den ewigen Junggesellen, den einsamen Witwer, den Sonderling etc.

Mit Eva Illouz könnte man sagen, dass die drastischste Änderung nicht in den Wünschen und der Art der Partnerschaftsführung liegt, sondern in der Partnerwahl bzw. in den Techniken dieser Wahl und den Erwartungen an einen Partner.

Ich würde folgende These aufstellen:
"Wären die Ansprüche an eine Beziehung auf dem Niveau der 50er/60er Jahre, gäbe es deutlich weniger Singles und Trennungen."

Meine Oma hatte als "Beuteschema" nur drei Bedingungen:
Ihr Mann sollte katholisch sein, aus gutem Elternhaut und jünger (damit er sie im Alter pflegen könnte). Punkt. Soweit ich es von meinem Großvater erfahren konnte, wollte er ein ordentliches Leben, eine Familie und ein Haus. Punkt.

Würden wir heute nicht nach Seelenpartnern, Erfüllung und ewigem Glück suchen, wären mehr Leute in dauerhaften Beziehungen.

Anders gesagt:
Gerade weil die Liebe so zeitgemäß ist, nämlich eine ganz bestimmte, ungemein anspruchsvolle Form der Liebe (Mr. 100% nicht Mr.75%), ist die Gefahr größer zu "scheitern" und im eigenen Leben ein Dutzend Mr.75% aneinander zu reihen. Das Tragische ist, wenn dieses Leben dann als ein Scheitern gesehen wird und nostalgische Gefühle an ein unbestimmtes Früher aufkommen.

gruß
Brynjar
Ein interessantes Thema, jedoch lässt mich auch "zeitgemäß" stolpern.

Das aktuelle, mehrheitliche Verständnis von Sex & Liebe ist Spiegel der Gesellschaft.
Man könnte nun schreiben "früher war alles besser", und ich bin ein Freund der freien Meinungsäußerung, jedoch wäre es nur eine Meinung.
Meiner Meinung nach ist es nicht so Schwarz - Weiss, es gibt auch noch 'ne Menge dazwischen.

Für mich bedeutet ...
********Jour:
Körperkontakt, Zärtlichkeit und Sexualität ...

.. Intimität im Sinne von ...

wikipedia:
Intimität herrscht in der Intimsphäre – einem persönlichen Bereich, der durch die Anwesenheit ausschließlich bestimmter oder keiner weiteren Personen definiert ist und Außenstehende nicht betrifft.

Es ist ...
********Jour:
... Ausdruck meines Seins.

Diese Intimsphäre baut sich mit manchen Menschen schnell auf, mit manchen langsam, und mit manchen überhaupt nicht. Das hängt von den jeweiligen Wünschen und Vorstellungen ab.
na, ... manche Menschen sind "multi-kompatibel", andere haben nur wenige "Andock-Punkte".

Letztendlich hat jeder die freie Wahl und kann auch jederzeit seine Einstellung ändern.
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Liebe und Sex, diese Gefühlskombination überdauert die Menschheitsgeschichte ebenso wie die Notwendigkeit des Essens und Trinkens als Komponente des menschlichen Metabolismus.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
*frage*
in welcher anstalt sitzen diese menschen, die du kennen gelernt hast, ein?

calm*wink*
gemein!
in welcher anstalt sitzen diese menschen,


diese anstalt heißt gegenwart. es ist wenig sinnvoll die tatsache der vereinsamung (einerseits) so karikierend zu leugnen.
andererseits gibt es jetzt mehr körperkontakt als je zuvor in der kulturgeschichte, denke ich. nur ist er woanders und wieanders.
hier wird nicht nach der menge, sondern nach der art gefragt.
*****one Frau
13.323 Beiträge
...
danke an MM, denn aus meiner sicht liegt dort ein problem der gegenwart.
es geht um abgrenzung in allen bereichen.
eingeübte und in einer wirren vermutung angeblich erwartete starrhaltung.
nur keine emotionen!
durchhalten, durchmachen, weitermachen- zwischendurch mal einen energydrink.
emotionen halten nur auf und behindern die permanent geforderte leistungsfähigkeit.
wisch und weg, wo steht die nächste herausforderung.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
liebes mmchen,
ich kläre auf, wollte damit sagen, dass verallgemeinerungen keine grundlage zur gedanklichen auseinandersetzung bilden können. uns sind a, diese menschen unbekannt und b, wie stellt man(n) oder frau sich ein erfülltes sexleben vor?

außerdem fehlt hier noch c, zuneigung, zärtlichkeit, vertrauen und gewöhnung im positiven sinne.

liebe ist kein resultat sondern basis, wer diese nicht in sich trägt kann sie auch nicht verschenken.

calm*malsosacht*
für mich
besteht das dilemma darin, dass wir einerseits näher aneinander sind und sein können, als je zuvor, über ozeane in sekunden nah,
andererseits auch entfernter, vermittelter. zwischen uns haben sich die pixel breit gemacht. das zeitalter des tele hat uns ins unbegrenzte gewunden. die unwägbarkeiten, die im-pon-de-ra-bi-li-en (schöönes wort), sind angewachsen, werden schon masse, bei all ihrem ungewicht, wir haben keine ahnung, wem wir gegenübertreten und die gemeinschaft, der träger der peripheren infostränge, existiert nicht mehr. das misstrauen wuchs an. so sehe ich das.

calm, ist gut. kennstmichja.
Es gibt eins, was heutzutage von unschätzbaren Wert ist: Flexibilität. Wer Erfolg haben will, muss flexibel sein.
Wenn ich meinen Kindern einen rein beruflich orientierten Tip geben müsste: Verliebt, verlobt, verheiratet euch nicht, bleibt unabhängig, mobil und flexibel. Mit anderen Worten, baut keine zu starke Bindung zu anderen Menschen und anderen Dingen auf, welche euch später im Berufsleben einschränken. Das fängt beim Partner an, geht bei Heimat weiter und endet mit der Berufswahl. Schlimm, das ich ihnen aus rein ökonomischer Sicht diesen Tipp geben muss.

Ein bisschen gemein ausgedrückt: Ein anderer "75%" Partner lässt sich recht gut finden, eine andere Arbeit zu guten oder besseren Konditionen eher nicht.
*******alm Paar
7.574 Beiträge
so...........
Es gibt eins, was heutzutage von unschätzbaren Wert ist: Flexibilität. Wer Erfolg haben will, muss flexibel sein.

......entsteht einsamkeit.

*wink*
Danke an der Stelle für die rege Beteiligung !!

Nun mein Diskussionsbeitrag bezieht sich natürlich in erster Linie auf eigene Beobachtungen und Erfahrungswerte. Er ist Ausdruck einer subjektiven Sichtweise, deren Blickwinkel sich im Laufe der letzten 35 Jahre zweifellos verändert hat.

Für problematisch halte ich die Fragestellung dennoch nicht, allenfalls für provokativ, was ja im Sinne einer kontroversen Diskussion durchaus gewollt sein kann.

@****jar : Danke für den Hinweis zur „Bezugszeit“. Ich würde mich auf die letzten 50 Jahre beziehen wollen, die ich größtenteils für mich beurteilen kann, rein subjektiv natürlich.

Was hat sich an meiner Betrachtungsweise im Laufe dieser Zeit verändert ?
Zunächst haben mich langjährige Partnerschaften nicht so beschäftigt wie sie es heute tun. Sie waren eher die Regel als die Ausnahme in meinem Umfeld und ich hielt sie für selbstverständlich. Ebenso ging ich davon aus, dass die Partner in derselben glücklich und zufrieden waren und habe nicht über die Wahlmöglichkeit der Beendigung nachgedacht. Ich kannte in meinen ersten 18 Lebensjahren niemanden, der oder die eine Affäre hatte
und keine Teenies, die sich für schnellen Sex auf der Schultoilette getroffen haben. Es gab keine geschiedenen Eltern in meinem Freundeskreis. Klingt nach behüteter Kindheit und Jugend und war es auch. Also keineswegs repräsentativ!

@****ar : Ich finde Deine Argumente in Bezug auf die Veränderungen der Sexualität, insbesondere der sexuellen Befreiung interessant. Ich denke dass wir hier sehr schnell an einen Punkt kommen, wo wir „Liebe“ und „Sex“ und deren Abhängigkeit voneinander durchleuchten müssen. Unzweifelhaft ist für mich, dass die Sexualität zu jedem Zeitpunkt in unterschiedlichster Weise instrumentalisiert, aus meiner Sicht regelrecht „entehrt“ wurde.

Mein Thread bezieht sich jedoch hauptsächlich auf die letzten 10-15 Jahre, sowie die Gegenwart. Auf den Wandel der Sexualität und der Liebe in dieser Zeit, die sowohl durch gesellschaftliche Veränderungen, als auch das internet ausgelöst wurden. Auf die Schnelllebigkeit, Beliebigkeit und Häufigkeit des Partnerwechsels und die Veränderungen in der gelebten Sexualität auf der einen Seite und die Passivhaltung, den Rückzug in das häusliche Umfeld, den Konsum der Medien oder kompletten Verzicht von Sexualität auf der anderen Seite. Diese Veränderungen gehen meiner Meinung nach zu Lasten einer erfüllenden Sexualität und natürlich zu Lasten der Liebe, die in diesen Partnerkonstellationen nicht zur Entfaltung kommt, bzw. den Belastungen dieser nicht gewachsen ist.
********8209:
Verliebt, verlobt, verheiratet euch nicht, bleibt unabhängig, mobil und flexibel. Mit anderen Worten, baut keine zu starke Bindung zu anderen Menschen und anderen Dingen auf, welche euch später im Berufsleben einschränken. Das fängt beim Partner an, geht bei Heimat weiter und endet mit der Berufswahl. Schlimm, das ich ihnen aus rein ökonomischer Sicht diesen Tipp geben muss.

Das ist das, was ich mit gesellschaftlichen Veränderungen meine...
Wenn es wieder die Möglichkeiten gibt, sich ohne Nachteil zu binden, werden das die Menschen auch tun. Wenn sie sich dann nicht nur binden sondern sich auch noch darauf einlassen können, werden die Beziehungen tiefere Bindungen zur Folge haben. Dadurch werden Beziehungen auch langlebiger (weil Beziehungen anders empfunden und gelebt werden). Die Häufigkeit würde abnehmen und auch die Beliebigkeit verschwinden.

Nur, die Frage ist, sind wir bereit, den Preis dafür zu bezahlen?
****ta Frau
2.135 Beiträge
Eins und Eins macht Drei
Ich meine, dass da zwei Begriffe zusammen genannt werden, die nicht zwingend etwas miteinander zu tun haben.

Sex ist zeitgemäß (mehr denn je durch den stetig wachsenden Multiplikatorfaktor), war es - sonst gäbe es uns längst nicht mehr - und wird es bleiben, denn er gehört zu unserem genetischen Erbe, und eher werden uns der steigende Wasserspiegel durch die Schmelzung der Polkappen dahin raffen, als dass der Mensch aufhört, sich zu paaren.

Der Umgang mit Sex allerdings unterliegt der Flexibilität der Grenzen, in denen er statt finden kann.

Mittlerweile sind diese Grenzen wieder (zumindest hier, in unserer westlichen Welt) , im Gegensatz zu anderen Jahrhunderten, sehr weit und sehr porös - wann waren Schwule jemals so integriert, dass sie es wagen können, sich zu outen, und seit Pompeji gab es wohl kaum so viele Sinnenfreudentempel, die hier wie die Pilze aus dem Boden schiessen, in denen sich die Leute vergnügen.

Das zeigt für mich erst einmal nur, dass es die Menschen geniessen, ungehemmter miteinander umgehen zu können, und dass konventionelle Berührungsängste nicht mehr so stark greifen.
Sex kann schnellebig sein, es ist nicht viel dazu erforderlich, er kann anonym sein, halbanonym und nicht umsonst gibt es das neuenglische "Friendship with Benefits", das auch schon fest im Sprachgebrauch verankert ist.


Mit der Liebe ist es aber eine ganz andere Sache.

Liebe - ich meine jetzt wirklich Liebe, nicht Verliebtsein - ist ein Gefühl, dass aus zwei Faktoren heraus Leben bekommt: Aus der Zeit und der Geduld.
Dazu ist mehr erforderlich als ein Date zwischen zwei Terminen.
Sie zieht andere Gefühle nach sich: das der Zärtlichkeit, das der Neugierde, das der Sehnsucht, und noch wesentlich mehr, und sollte jemand das Glück haben, auf einen Menschen zu treffen, der ähnlich empfindet wie man selbst kann sie langsam, ganz langsam sogar Gewohnheit werden, denn nichts anderes sind Gefühle eigentlich. Anker im Hirn, die und "Vertrautsein" signalisieren.
Da sie das befriedigt, was die meisten Menschen wollen, also Geborgenheit, Sicherheit mit oder ohne Freiheitsradius, Berührung und Erkennen durch den anderen, wird sie ihre Zeitgemäßheit in meinen Augen nie verlieren, denn sonst würde sich unser Menschsein eklatant wandeln.

Interessanter weise wird die Fähigkeit zu tieferen Gefühlen auch von Generation zu Generation weiter getragen - wir lernen also das Lieben, und sollten wir das nicht können, nimmt unser Leben mit Neurosen seinen Lauf.
Kinder etwa, die nie eine Bezugsperson hatten, die ihnen vorgelebt hat, wie man Gefühle für jemanden zum Ausdruck bringt, verkümmern emotional.

Um jetzt noch mal zum Kontext: Sex und Liebe, zurückzukommen: Wer empfindet nicht Hautkontakt als angenehm? Schon ohne Liebe ist er das, erst recht aber dann, wenn die Person, die mit einem welchen Platz auch immer teilt, unsere gefühlsmäßigen Bedürfnisse auch noch befriedigt, also ein "Ich bin für Dich da" sowohl als auch vermittelt.
wenn
Ich nicht so muede waere,
haette ich bestimmt noch sex
ganz zeitgemaess,
jetzt ... i weiss no net.
*sonne*
Paul
*******l_El Mann
2.694 Beiträge
Liebe und Sex …
Sehr gute Beiträge …
@http://www.joyclub.de/my/1887943.brynjar.html
@Mazita
und andere *zwinker*

Meine Meinung dazu:
Was den Sex angeht leben wir in einer Zeit, in der wir wieder etwas offener sein können. Würden wir es mit anderen Epochen vergleichen, würden wir sehen, dass verschiedene Regionen und verschiedene Zeiten auch mal offenere oder striktere Auslebung dessen erlaubt haben oder eben nicht.

Im Moment kann man sehr viel.

Von der Liebe her gesehen ist es eher anders:
Wir werden von einem allgemeinen Bild der Gesellschaft (oder der allgemeinen Medien) über eine romantische Liebe verblendet und versuchen, diesem nachzueifern.
Dabei kommt uns unser alltägliches Leben (Kapitalismus) sehr stark in Konkurrenz damit, so dass wir hin und her gerissen werden, ob wir eher der Romantik oder dem Kapitalismus verfallen sollen.
Es mag sein, dass das Gefühl aufkommt, dass wir durch unsere Schnelllebigkeit nicht mehr zu dem kommen, was wir brauchen, wie das Brot und das Wasser (also Liebe).
Dies würden auch die Anzahl der Erkrankten erklären, die nach oben schießen wie Preise kurz vor einer Börsenblase …
Allerdings weiß ich nicht, ob hier von der selben Liebe gesprochen wird, wie sie meistens in Bezug auf Sex genommen wird.

Wenn ich von Liebe schreibe, dann ist es die Liebe, die eigentlich zu jedem Menschen existiert. Genauso wie Freude, besitzen wir sie schon immer und von Anfang an. Das einzige was uns daran hindert, sie zu finden oder zu fühlen sind wir selber.

Das Problem: Die Liebe, die uns z.B. im Fernsehn vorgegaukelt wird, ist nicht diese Liebe …
Der Ersatz von Konsum ist nicht die Liebe, von der ich rede, dass sie essentiell ist.

Die Liebe von der ich rede ist "der" Teil, der uns Menschen dazu bringt, dass wir miteinander/zusammen etwas erleben und teilen wollen … Es ist natürlich.
Mit einigen Menschen wollen wir mehr Kontakt, mit anderen weniger (nichts desto trotz können wir beide Arten von Menschen lieben …)

Schauen wir uns also hier um, so sehen wir (wie es ein Vorredner geschrieben hat), dass alles immer Schneller wird. Wir müssen flexibel sein und wir müssen immer in Bewegung sein. Das fordert der Kapitalismus (Stillstand ist der Tod).
Der romantische Ansatz hat da keinen Platz mehr … da die Romantik nicht die Geschwindigkeit, sondern eher die Detailverliebtheit und den Bezug zum Menschen versucht hervorzuheben. Da ist eher Langsamkeit und Ausdauer eher angesagt, als Flexibilität.
Der der Menschliche Ansatz steht dem beiden gegenüber:
Der Mensch ist auf seinen Gegenüber und auf sich selbst fixiert. Er kennt eigentlich keine Termine (maschinelle Welt) noch kennt er Geld (ökonomische Welt) oder Perfektionismus (romantische Welt). Wir lernen damit umzugehen, aber natürlich sind diese Sachen nicht.

So verkommt in unserer Zeit auch der Sex (alles andere natürlich auch) dazu, dass es immer mehr dazu übergeht, dass Geschwindigkeit das Spiel überschattet …
Ein Beispiel sind die Pornos:
So detailliert und klar konnte man den Akt noch nie sehen (sogar schon in 3D) - Aber meistens wird nur der Akt selber gezeigt, in immer wieder gleichen Abhandlungen:
Erst leckt er sie, dann blässt sie ihm einen, dann kommen 3 Stellungen und dann kommt er zum Schuss …
Teilweise wird noch nicht einmal ein Vorspiel oder Eingang in die Szene gezeigt. Und wenn doch, dann geht es sehr schnell los … Alles Top optimiert - nach dem Motto: Wenn nicht spätestens nach 10 Min. gepoppt wird, schaltet der Zuschauer ab …

Lange schreibe, kurzer Sinn …
Ich denke nicht, dass es nicht zeitgemäß ist, sondern dass wir einfach keine Zeit dafür haben. Wir haben zu viele "Ziele" und vernachlässigen das Menschsein …
Es geht nicht um Liebe und Sex … es geht um viel Meschliches, was wir nicht mehr nachgehen (in unserer Region).
Das Belegen auch unsere Zahlen, was die Geburtenrate angeht.

Lieben Gruß,
Kal

PS.: Etwas Offtopic, aber mir fällt auf, dass wir nicht mehr so sehr zensiert werden (also er wird nicht mehr so viel verboten), man lässt uns bei unser Situation einfach nicht mehr die Wahl, anders zu entscheiden. (Beispiel: Sex? Ihr dürft alles machen was Ihr wollt … wenn Ihr die Zeit dafür findet. Meinungsfreiheit? Klar, sagt was Ihr wollt - Ihr werdet aber entweder als Spinner abgetan oder Ihr geht unter bei all den Infos. Familie? Na klar … wenn Du es Dir leisten kannst. Fairness/Nächstenliebe: Super! Wunder Dich nur nicht, wenn Du in der Firma nicht aufsteigst …)
*******use Mann
3.197 Beiträge
Der Mensch ist vergnügungssüchtig
und somit wird Sex immer zeitgemäß sein.
Nach meinem Gefühl aber lößt sich Sex zunehmend von Paarung und
Partnerschaft. Sex wird zum Konsumgut.
Die Liebe im allgemeinen und die geschlechtliche Liebe im besonderen
bleiben auf der Strecke.
Denn diese erfordern Zeit, die der durchs Leben hetzende, flexible und
brave Staatsbürger immer weniger hat.

Ich habe mich schon öfter darüber geärgert, daß ich mir nicht einfach die
Zeit genommen habe bei zufälligen Begegnungen für den Gegenüber,
statt nach wenigen Worten zu einem Termin zu hetzen.

Möglicherweise geben in nicht allzu ferner Zukunft fortpflanzungswillige
Paare einfach Ei -und Samenzellen in einem Institut ab und dieses
kümmert sich dann um Befruchtung incl. Gen -Optimierung und
Nachwuchsaufzucht.

Spezialisierung ist einfach produktiver... *oh*
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Imponderabilien
Menschen sollten die Pixelchen (gemeint sind wahrscheinlich Bytes) zwischen ihnen nicht nur als Mauer betrachten. Genauso gut können sie eine 'elektromagnetische' Form der Pheromone darstellen.
*zwinker*
****ta Frau
2.135 Beiträge
Das wäre dann…
….Surfen mit allen Sinnen! Geniale Idee.
Damit liesse sich alles verkaufen….!
****e_H Mann
8.282 Beiträge
Käufliche Liebe....
diese kommunikative Sinnverfremdung zweier Begriffe trägt nahezu schon Dadaistische Züge, weil sie sich irgendwie selbst parodieren.
Imponderabilien ...
sehe ich nur im Detail, grundsätzlich erscheint mir der thread als Gegenüberstellung von

konservativem Verständnis* vs. liberalem Verständnis**

*
Sozialisierung in den 60/70er Jahren, Sexualität ist ein Aspekt der "liebenden Beziehung" (z. b. sexuelle Exklusivität)
**
Befreiung von "starren Strukturen" (z.B. dem Mief der 60/70er) und das Ausleben der Individualität


Während die "konservative Strömung" sich an einem tradierten/erlebten/gelebten Wertekomplex orientiert, vertritt die "liberale Strömung" ein Modell der individuellen Freiheit / Entfaltung.

Abstrahiert sehe ich die Gegenüberstellung
soziale Verantwortung vs. freie / individuelle Entfaltung

----------
Im Detail sehe ich das Chaos, entstanden aus der Vermischung der Strömungen und einer neuen Generation, die frei von einer Sozialisierung in den 60/70ern ist,
was sich z. B. auf einer Plattform wie dem joy in den Diskussionen verschiedenster Gruppen widerspiegelt.
So wähnte ich mich bei meinem ersten Kommentar eigentlich in der Gruppe "Liebe". *zwinker*
****ta Frau
2.135 Beiträge
Lalole-libe
Unfassbar sich vorzustellen, wie zwischen zwei geneigten Surfern die Datenpaketchen hin- und her rasen, alle ausgestattet mit ein paar Bytes von dem und ein paar Bytes von jenem… auf jeden Fall aber eine berauschende Codierung mit sich führend. BOSS man oder DIOR über's Netz *sabber*

Der Gedanke macht doch jeden Werbefuzzi high.
****ta Frau
2.135 Beiträge
Übrigens...
Wenn man Liebe und Sex in einen Topf schmeist, ein paar Mal umrührt und etwas würzt mit Sinnlichkeit, entsteht ein Produkt.

Das schmeckt anders als die gute Hausmannskost, ist vielleicht auch nichts für den Gourmet, kommt aber einer breiten Schicht von Konsumenten entgegen.

Zeitgemäßer geht's eigentlich kaum!
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